Kleine Wissenssammlung (Wiki) zum Lernen für Hochschule und Beruf
Zum Beispiel:
Gehirn und Lernen - Oder der Unterschied zwischen schlau Googeln und innovativen Ideen.
Wie lernt es sich denn am leichtesten?
„Der Geist ist kein Schiff das beladen
werden muss, sondern ein Feuer, das entfacht werden muss“
Du merkst dir langfristig nur, was Dich, auch emotional, interessiert. Dann bist Du aufmerksam und Dein Gehirn verbucht die Informationen als wichtig.
Gefühle sind starke Aufmerksamkeitsreize. Alles was spannend, aufregend, interessant oder sehr seltsam ist, merkst Du Dir leicht.
Die Schattenseite des Mitspielers "Gefühle" beim Lernen ist, dass Stress und Angst, Lernen behindern. In stressigen Situationen schaltet Dein Gehirn auf "Autopilot". Da wird gar nichts neu vernetzt, da wird reagiert. Gut vernetztes Wissen kann noch abgerufen werden, gute Ideen gibt's aber nicht.
Eine nicht gar so neue Erkenntnis ist, dass das Gehirn sehr leicht vergisst.
Es
ist nicht schwer, Informationen in einer der Neuronen zu platzieren.
Schwierig ist, die Verbindung dorthin aufrecht zu erhalten. Die
Verbindungen werden nämlich nicht nur immer dicker, wenn sie oft
gebraucht werden, Sie werden leider auch immer dünner, wenn Sie nicht genutzt
werden.
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Dies ist die Vergessenskurve nach Ebbinghaus.
Sie stellt mit der roten Linie dar, wie lange Wissen verfügbar ist,
wenn es nur einmal gelernt wurde. Du siehst, nach 6 Tagen, wird es als
unnützes Wissen gelöscht. Die grünen Linien sind die Darstellungen nach Wiederholung des Wissens. Lediglich Wissen, dass eine Woche nach dem Lernen noch abrufbar ist, kann als dauerhaft gelernt gelten. Durch Wiederholung kannst Du also das Vergessen aufhalten. |
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Wie schon erwähnt, werden die Verbindungen zwischen den Neuronen stärker, je häufiger die Information aufgesucht wird. Je stärker eine Verbindung ist, desto leichter wird sie gefunden.
Wenn die Art der Wiederholung dann noch variiert, ist es optimal.
Wenn Wissen noch nicht wirklich sicher vernetzt ist, kann es zu "versehentlichen Vergessen" durch sogenannte Interferenzen kommen. Interferenzen sind Wellen, die andere Wellen überlagern und dadurch auslöschen. Beim Lernen sind damit neue Informationen gemeint, die ältere Informationen "überschreiben" |
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Deshalb solltest Du in kurzen Lernpausen die Finger von den Sozialen Medien lassen, weil Du dort in kurzer Zeit viele triviale Informationen bekommst.
Auch solltest Du nicht zu viel neuen Stoff "am Stück" bearbeiten. Eine Faustformel sagt, maximal 4 Stunden pro Tag kannst Du effektiv neues Wissen verarbeiten.
Und achte beim Wechsel des Lernthemas auf einen guten Kontrast zum Vorherigen. Es ist also nicht so schlau erst englische und dann dänische Vokabeln zu lernen. Schieb eine Einheit Mathe dazwischen, dann wird das Wissen sauberer abgelegt.
Eine andere Faustformel sagt, dass immer nur 7\( \pm \)2 Informationen gleichzeitig miteinander verarbeitet werden können. Was eine Information ist, hängt aber von Deinem persönlichen Verständnis und Vorwissen ab. Du kannst zum Beispiel 1974 als 4 einzelne Ziffern oder als ganze Zahl lesen. Im ersten Fall wären es 4 Informationen, im zweiten Fall nur eine. Dieses Zusammenfassen von Informationen nennt man Chunking. Wenn Du auf eine geschickte Zusammenfassung von Informationen mit Deinem Vorwissen oder mit einer Assoziation achtest, kannst Du viel schneller, neue Sachen lernen, weil das neue Wissen auf eine schon vorbereitete Vernetzung trifft.
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Das Gehirn bildet Netzwerke
und Assoziationsketten.
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Je mehr, unterschiedliche Assoziationen es zu einer Information gibt, desto wahrscheinlicher ist das Auffinden.
Wenn Du für die Prüfung lernst, solltest Du gezielt Hinweisreize zu setzen.
Übrigens findet ein Großteil der Vernetzung während einer Konsolidierungsphase im Gehirn statt. Das ist eine Phase, in der kein bewusstes Denken und Erinnern stattfindet. Vielmehr arbeitet das Gehirn mit sich selbst.
Kurz: Du hast in dieser Zeit Pause.
Allerdings muss der Pause eine Lernphase vorangehen, sonst gibt es nix zum Konsolidieren :).
Konzentriertes
und fokussiertes Lernen braucht immer auch
die Pausen, in denen das Gehirn Informationen
ungestört vernetzen kann.
Schlafen ist die intensivste Konsolidierungsphase für das Gehirn. Aber es funktioniert alles, was kein fokussiertes Denken erfordert und was Dich nicht stresst sondern Dir gut tut. Mach einen Spaziergang, geh zur Chorprobe, koch Dein Essen, bring den Müll runter, besuche Deine Oma. Routinearbeiten, soziale Kontakte, Bewegung und Musik - all das findet auf anderen kognitiven Ebenen statt und ist deshalb gut.
Und ein letztes noch. Informationen, die gemeinsam gelernt wurden liegen im Gehirn oft dicht beieinander, sie bilden einen Wissens-Cluster. So ist es anfangs oft schwer zwei getrennt gelernte Cluster miteinander in Verbindung zu bringen. Es ist z.B. anfangs ziemlich garstig die Ideen der Analysis mit den Konzepten der Linearen Algebra zusammen zu denken.
Neue und innovative Ideen kommen aber nur zustande, wenn diese Cluster kreuz und quer miteinander vernetzt sind.
Deshalb solltest Du immer versuchen auch die großen Netze zu spannen. Betrachte die Fakten und Details vor dem Hintergrund des Gesamtkonzepts. Wie sind die Details einzuordnen? Andererseits solltest Du beim Lernen der Konzepte und Strukturen auch immer mal wieder auf Details und Einzelheiten "zoomen".
Die Fertigkeit, zwischen verschieden Perspektiven auf vernetztes Wissen zu wechseln, bezeichnet man auch als Plastizität des Gehirns - und sie ist immer Voraussetzung für das Erstaunlichste, das ein Gehirn hervorbringen kann: eine neue Idee. Nicht gelerntes Wissen sondern neues Wissen, aus dem gelernten entstanden.
Diese Fähigkeit des Gehirns, aus vorhandenem Wissen etwas Neues zu denken ist der Grund, warum du auch in Zeiten von Google und chatgpt darauf achten solltest, dass Du möglichst viel wirklich selber weißt und nicht nachschlagen musst.
Geschickt in Suchmaschinen Informationen aufspüren und mit der KI schlau zu kommunizieren, sind wichtige Kompetenzen. Die brauchst Du auch, unbedingt.
Innovative Ideen kann allerdings nur Dein Gehirn entwickeln - aber dazu muss es Material in Form von vielfältig vernetztem Wissen haben.